Yangon und Chaungtha Beach

Am 02.01. verlasse ich Bagan um 15 Uhr mit dem Bus in Richtung Yangon, wo ich am nächsten Morgen oder eher mitten in der Nacht ankomme. Ich steige wieder im Motherland Inn ab, und werde von einer Magenverstimmung niedergestreckt.

Mein Plan ist, mit dem Bus zum Chaungtha Beach zu fahren, aber da Unabhängigkeitstag ist, ist kein Platz mehr frei. Da es mir auch heute noch ziemlich schlecht geht, beschließe ich, in Yangon zu bleiben, bis es mir besser geht. Ganz untätig bin ich aber nicht: ich buche mit Marcus, William und Immo einen burmesischen Führer, der sich ‚Uncle Khaing‘ nennt. Er fährt mich zu einem Schamanen, Dr. U Shein, der hier sehr verehrt wird. Zusammen mit einigen Einheimischen warte ich seine Audienz ab. Er gibt mir komische Kräuterkügelchen mit, die ich nach seinen Anweisungen schlucken soll. Ich würge das Zeug runter und wir fahren zur Botataung Pagode, wo wir vorbei an Figuren und Pagodenmodellen durch verspiegelte Gänge zu einem Schrein laufen, der eine Haarreliquie Buddhas beinhaltet.

Am nächsten Tag geht es mir besser und ich nehme um 04.30 Uhr ein Taxi zum Busbahnhof, wo ich mit dem soeben kennen gelernten David in einen altersschwachen Bus einsteige. Zusammen fahren wir in 7 Stunden nach Chaungtha Beach, wo wir nach einer (Not-)Nacht im‘ Woody House‘ endlich ins ‚Shwe Hin Tha Beach Resort‘ umziehen. Wir essen fangfrischen Red Snapper mit Salat, gehen am Strand spazieren und brutzeln in der Sonne. Ab und an wandern wir die Straße entlang in den Ort, wo wir auf dem Markt essen und einkaufen. Irgendwann spazieren Bettina und Philipp (aus Bagan) in ‚mein‘ Resort. Mittlerweile sind wir schon ein recht stattliches Grüppchen aus sämtlichen Nationen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Mein Abschied naht, und so mache ich mich eines morgens wieder auf den beschwerlichen Weg mit dem Bus nach Yangon, wo ich wieder auf Magda und Stefan treffe, die zumindest bis Katar den gleichen Rückflug haben. Ich gehe noch auf Beutezug in den Bogyoke Aung San-Markt, wo ich eine Marionette und 2 traditionelle Schirme erstehe. Auf dem Rückweg muss ich schlussendlich doch eine Tasche kaufen, da die zahlreichen Mitbringsel nicht mehr in meinen kleinen 40 Liter-Rucksack passen. Zurück im Hotel packe ich in aller Eile und zu dritt fahren wir zum Flughafen. Ich bin froh, Myanmar trotz aller Vorbehalte besucht zu haben.

Yangon

Ich bin gut angekommen, allerdings war die Anreise mal wieder höchst dramatisch! Es fängt damit an, dass ich den ICE von Köln nach Frankfurt verpasse, weil der RE schon in Düsseldorf verspätet ankommt. Ich renne völlig kopflos am Kölner Bahnhof rum, bis ich den Bahnschalter finde. Ich hab nämlich ein Sparticket und befürchte, dass das nun verfällt und ich ein teures neues Zugticket kaufen muss. Gott sei Dank ist der DB-Mitarbeiter total nett und lässt mich ohne Zuzahlung mit dem nächsten Zug fahren. Da ich mich üblicherweise mit genügend Vorlauf auf den Weg mache, erwische ich auch mit einem Zug später noch planmäßig meinen Qatar-Aiways-Flug von Frankfurt nach Doha. Beim Umsteigen hat der Anschlussflieger nach Burma allerdings 2,5 Stunden Verspätung, so dass ich vier Stunden Aufenthalt habe. Uah, und so viel gibt’s ja echt nicht zu tun auf so ´nem Flughafen…

Bei meiner Ankunft in Yangon (ehemals Rangun), der Hauptstadt von Burma – oder besser Myanmar, wie das Land heute heißt – bin ich ziemlich verblüfft: Der Flughafen ist brandneu und blitzsauber, kein Gedränge, niemand spuckt auf den Boden, es riecht nicht nach Urin – das genaue Gegenteil eines indischen Flughafens! Sogar ein Fahrer vom – ausnahmsweise vorab reservierten – Hotel steht dort und hält ein Schild mit meinem Namen in der Hand. Erst als ich aus dem Flughafengebäude komme, habe ich das Gefühl, im Urlaub in Asien zu sein: der typische (Asien-Urlaubs-)Geruch, das Gefühl auf der Haut und der Klang der unzähligen Grillen – einfach nur schön!

Mit mir im Minibus sitzen zwei Mädels aus der Schweiz, Helena und Gregor aus Slowenien, Lesya und Karli aus München – beide älteren Datums und erfahrene ‚Burma-Hasen‘. Das Hotel ‘Motherland Inn‘ ist erstaunlicherweise gar nicht herunterkommen, die Angestellten sind superfreundlich und professionell und mein Zimmer ist geräumig und picobello sauber. Im englischen gibt es dafür ein schönes Wort: ‘spotless‘ – und das trifft es.

Nach einem ‘Welcome-Drink‘ – Zitronenwasser – ziehe ich mit Helena und Gregor los. Meine ersten Schritte in Burma, dem ersten Land, das ich wegen der aktuellen Regierungsform mit etwas Unbehagen bereise. Wir machen uns auf zu einer Teestube, wo wir auf winzigen Plastikstühlen sitzen und Chai trinken. Gut, der Chai schmeckt nicht so gut wie in Indien, aber dafür bin ich ja eben nicht in Indien! Da ich die letzten Jahre durch verschiedene Teile Indiens gereist bin, liegt der Vergleich da nahe. Was mir gleich auffällt: die Burmesen sind viel freundlicher, sie winken mir lachend zu, offenbar ohne $-basierte Hintergedanken.

Gregor hat ein Satellitentelefon dabei und lässt mich zu Hause in Deutschland anrufen um meinen Eltern zu sagen, dass ich gut angekommen bin. Irgendwie hört sich meine Mutter  nicht an wie meine Mutter, aber da sie weiß, wer am anderen Ende der Leitung ist, muss sie es ein…. In der ersten Nacht schlafe ich ziemlich schlecht, es ist warm – ja, ich hätte den einen Dollar mehr für die Aircondition aufbringen können – und laut. Das Frühstück – im Preis von 9 $ inbegriffen – entschädigt mich etwas. Brötchen, Butter, Marmelade, 2 Eier, Kaffee bis zum Abwinken, frische Bananen und ein kleines süßes Küchlein. Dazu kommen strahlendblauer Himmel und 30° Celsius – es könnt mir schlechter gehen, muss es aber nicht!

Ich mache mich auf zur Sule-Pagode: the Place to be, wenn man schwarz Geld tauschen möchte. Da man in einer Bank einen horrend schlechten Kurs bekommt, tauscht man schwarz. Dazu, sagt der Reiseführer, pirscht man am besten um die Sule-Pagode rum und wartet, bis man angesprochen wird. Genau so mache ich es! Mit einem möglichst konspirativen Gesichtsausdruck versuche ich, die Aufmerksamkeit eines Geldwechslers auf mich zu ziehen. Funktioniert! Der erste lockt mich in ein Treppenhaus eines etwas heruntergekommenen Hauses und zeigt mir eine Auswahl uralter, völlig verranzter Scheine. Ich lehne dankend ab, weil ich gar nicht weiß, wie die Scheine hier eigentlich aussehen. Ich gehe also wieder raus und lungere weiter an der Pagode rum. Beim nächsten klappt’s. Er weiß auch, was ich als weiblicher, alleinreisender Touri brauche: er versichert mir, dass wir in ein ‘richtiges‘ Reisebüro gehen, wo ich mich hinsetzen kann und im hellen das Geld tauschen und zählen kann. Nach einiger Zeit kommt jemand mit einer Plastiktüte voll Geld und wir machen eine Übergabe. Alles passt, die Scheine sehen o.k. aus und ich ziehe ab.

Nun widme ich der Sule-Pagode die nötige Aufmerksamkeit und werde belohnt: die Pagoden sind weiß getüncht, die Kuppeln erstrahlen in Blattgold und hunderte von Buddhas schauen gütig auf die täglichen Besucher.

Abends gehe ich mit Monet – einem Burmesen – Helena, Gregor und Koji, einem Japaner, essen. Das Essen ist wirklich lecker und die Toiletten absolut passabel! Ich bitte Monet, mir ein Flugticket nach Heho am Inle-See zu besorgen und drücke ihm zu diesem Zweck 80 $ in bar in die Hand. Ehrlich gesagt traue ich dem Braten nicht so recht und befürchte, das Geld sei im Orbit verschwunden.

Am nächsten Morgen gehe ich zu Fuß zur Strand Road. Eigentlich will ich die Fähre rüber nach Dala nehmen, strande – ausgefuchstes Wortspiel – aber vorher im wunderschönen Monsoon-Restaurant. Hier gibt es Aircon und kühle Getränke, Kunstgegenstände und Souvenirs. Man kann prima einfach nur sitzen (wie im Loriot-Sketch: ‚ich möchte eifach nur hier sitzen‘) und essen. Bei mir ist es eine Tom Kha Gai, was ja nicht wirklich burmesisch, aber bei der Hitze genau das richtige, ist. Als ich wieder auf die Straße trete, ruft jemand meinen Namen. Ich reagiere zunächst, wer soll mich hier schon kennen? Da kommt auch schon Monet lachend auf mich zu und winkt mit meinem Flugticket nach Heho am nächsten Tag! Prima! Innerlich leiste ich Abbitte.

Nachmittags besichtige ich das Wahrzeichen Yangons: die Shwedagon-Pagode. Noch größer und prunkvoller als die Sule-Pagode. Lange bleibe ich nicht alleine, denn mir laufen Peter und Petra vor die Füße. Die beiden habe ich am Flughafen bei der Einreise kennengelernt. Ich gehe an den Brunnen für die Samstag-geborenen Menschen und halte eine kleine Zeremonie unter Anleitung eines geschäftstüchtigen alten Burmesen ab. Soll Glück bringenm kann ja nicht schaden. Wir warten, bis es dunkel wird um die Abendstimmung einzufangen und die Burmesen bei der Religionsausübung zu beobachten. Interessant ist vor allem der Putzkolonne: ca. 10 Einheimische schieben nebeneinander breite Besen über den  Marmorboden. Alle Besucher müssen ihnen ausweichen.

Nachher gehen wir zu dritt in ein burmesisches Restaurant und bestellen mutig etwas, von dem wir nicht wissen, was es ist. Es schmeckt aber, die Glückszeremonie aus der Pagode zeigt schon ihre Wirkung… Auf dem Heimweg laufen wir einen Straßenmarkt entlang, Nun gibt es ja nicht so viel, was ich da noch nicht gesehen habe, einen Eyecatcher finde ich aber doch: ein Verkäufer bietet seine bereits gerupften Hühner an, in die er zur besseren Sichtbarkeit brennende Kerzen steckt! Grotesk!

Noch ein paar Bilder aus den Straßen in Yangon: